Samstag 5. November 19:30 Uhr
Klassische Balladen | Orgelimprovisation | Melodramen
Janis Hanenberg, Sprecher
Annemarie Klemm, Sprecherin
Mareike Köhler, Sprecherin
Sophie Richter, Sprecherin
Marcus Westhoff, Sprecher
Pascal Zurek, Melodramen
Peter Schleicher, Orgel
Michael Speer, Leitung
Liebe, Arglist, Sadismus, Gewalt, Mord, Tod, Schmerz, Rache, Schicksal: Das sind die Elemente aus denen die Balladen von Fontane, Schiller, Brentano u.a.
gebaut sind. Durch Solorezitationen, in auskomponierten Melodramen und chorischen Varianten werden sie lebendig.
Das Abendprogramm in der Stadtkirche Ludwigsburg ist eingebettet in den diesjährigen Veranstaltungszyklus Himmel Erde Abgrund der Hermann Haake Stiftung. Es berührt Themen und Zustände, die glückerweise nicht fortwährend unseren Lebensalltag bestimmen aber aus dem menschlichen Leben nicht zu verbannen sind. Arglist, Sadismus, Gewalt, Mord, Tod, Schmerz, Rache, Schicksal: Das sind die Elemente aus denen die Balladen von Fontane, Schiller, Brentano u.a. gebaut sind. Durch Solorezitationen, in auskomponierten Melodramen und chorischen Varianten werden sie lebendig. Die Sprachgewalt der alten Dichter und die Sprechgewalt der jungen Künstler*innen spannen den Bogen zwischen ganz oben, irgendwo dazwischen und ganz unten. Die jungen Rezitator*innen studieren Sprechkunst an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart, wo der Umgang mit Lyrik und Prosa auf der Bühne gelehrt wird. So wie andere Geige studieren, erlernen hier diese jungen Menschen, wie man für ein Publikum alte sowohl als auch moderne Dichtung auf der Bühne und fürs Mikrophon gestalten kann, um die Zuhörer im besten Falle zu fesseln. Und da gehören die klassischen Balladen unbedingt mit ins Repertoire.
Auch an der Stuttgarter HMDK studiert haben der Organist Peter Schleicher und der Sänger und Sprecher Pascal Zurek. Peter Schleicher wird zwischen den Balladen an der Stadtkirchenorgel improvisieren und so den Gehalt oder auch die Gewalt der Balladen weitertragen oder ausklingen lassen. Mit Pascal Zurek gemeinsam steuert er noch zwei Melodramen in den Vertonungen von Robert Schumann und Franz Liszt bei. Diese selten zu hörende Kunstform des Melodrams bekommt durch die Orgelbegleitung einen besonderen Reiz, zumal Melodramen sonst zumeist für Klavier und Sprechstimme komponiert sind. Zugrunde liegen hier auch Balladen (in diesem Fall von Friedrich Hebbel und Nikolaus Lenau).
Damit die Zuhörer sich aber vor lauter Drama und Schwere nicht mehr aus den Bänken erheben können, klingt der Abend mit Balladenparodien und augenzwinkernden Beispielen für diese Literaturgattung aus.
Geleitet wird der Abend von dem Sprechkunstprofessor Michael Speer, der schon in den 90er Jahren als Stipendiat der Hermann Haake Stiftung in Ludwigsburg (damals noch im Schloß Monrepos) Sprechkunst geboten hat.
Die Hermann Haake Stiftung bietet dankenswerter Weise jedes Jahr im Herbst dem Ludwigsburger Publikum ein vielfältiges Programm junger Nachwuchskünstler*innen. Diese Art der Förderung hat spätestens in Pandemiezeiten eine besondere Bedeutung bekommen, zumal den jungen Künstlern in den letzten zwei Jahren viele, so wichtige Auftrittsgelegenheiten gefehlt haben.
Michael Speer